Organizing - Transformation aus dem Alltag hinaus

Soziale Bewegungen mit ihren öffentlichkeitswirksamen Kampagnen und Aktionen sind wichtig für den Aufbau von Gegen-Hegemonie. Doch in der breiten Bevölkerung verfangen ihre Anliegen oft nicht. Menschen außerhalb der Bewegungen sehen oft keinen Bezug zu ihrer eigenen Lebensrealität. Dabei sind Strategien für gesellschaftlichen Wandel häufig dann erfolgreich, wenn sie breite aktive Unterstützung erfahren. Denn durch breite Unterstützung wird der politische Preis für Entscheidungsträger*innen, diese Kämpfe zu ignorieren, zu hoch (→ Kapitel: TRANSFORMATION DURCH ESKALATION?). Hier knüpfen Gruppen an, die vor allem auf Organizing setzen. Sie betonen, dass emanzipatorische Systemveränderung am besten dann erreicht werden kann, wenn das progressive Potenzial der Gesellschaft genutzt und hieraus Transformation organisiert wird. Es geht also darum, nicht Veränderung für Gesellschaft erkämpfen zu wollen, sondern in ihr.17

Organizing zielt darauf ab, durch Basisorganisierung breite politische Gegenmacht zu entwickeln. Es schafft einen Rahmen, in dem sich immer mehr Menschen in politische Prozesse einbringen wollen und können. Idealtypisch gedacht steht Organizing als Transformationsstrategie somit im Gegensatz zu anderen Strategien, die eher auf einen zentralen Kreis von Aktivist*innen und punktuelle Mobilisierung der üblichen Mitstreiter*innen setzen. Viele soziale Bewegungen vermischen Elemente beider Strategien. Ein gutes Beispiel ist das 1960 vornehmlich von Schwarzen Studierenden gegründete Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC). Es war eine der wichtigsten Organisationen der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Das SNCC erwuchs aus einer Reihe massenhafter Protestaktionen, die zu Beginn von einzelnen Bürgerrechtsaktivist*innen angestoßen wurden, sich aber bald verbreiteten. Neben den erfolgreichen direkten Massenaktionen spielte Organizing eine zentrale Rolle für das SNCC. Es widmete sich intensiv der poli­tischen Organisierung vor allem der jungen Schwarzen Bevölkerung. Das SNCC wurde stark geprägt durch die Schwarze Bürgerrechtlerin Ella Baker. Anders als viele ihrer bekannten Mitstreiter*innen vertrat Ella Baker die Ansicht, dass die Bewegung nicht einzelne starke Führungspersonen brauchte, sondern Strukturen, in denen sich Menschen einbringen, ­Solidarität erleben und Selbstwirksamkeit erfahren können. Für sie – und für das SNCC – war es wichtig, dass möglichst viele Menschen die Erfahrung machten, dass sie die Welt um sich herum und die Entscheidungen, die ihr Leben betreffen, beeinflussen konnten. Auch heute noch beziehen sich beispielsweise viele Black Lives Matter-Aktivist*innen auf Ella Bakers Gedanken zur Organisierung von unten.

 

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Organizing-Ansätze gehen davon aus, dass Menschen vor allem dann für gesellschaftlichen Wandel zu gewinnen sind, wenn dieser an ihren Alltagsproblemen ansetzt. Denn solange ein großer Teil der Gesellschaft in der Gegenwart mit hohen Mieten, prekären Jobs oder Diskriminierung zu kämpfen hat, erscheint es als Luxus, sich für eine bessere Zukunft zu engagieren. Mit der abstrakten Vision eines Guten Lebens lassen sich schließlich keine Rechnungen zahlen. Deswegen geht es darum, an konkreten Problemen und deren Ursachen anzusetzen und gleichzeitig diese Alltagsprobleme zu politisieren. Beim Organizing werden Menschen ausgehend von ihren individuellen Ungerechtigkeitserfahrungen oder prekären Situationen motiviert, politisch zu handeln.

Organizing stellt – sehr vereinfacht erklärt – zwei Prinzipien in den Vordergrund: Ernst-Nehmen und Mehr-Werden. Organizer*innen treten nicht mit vorgefertigten Problemanalysen an Menschen heran. Sie nehmen die Sorgen, Ängste und Probleme, die Menschen selbst benennen, ernst. Im zweiten Schritt sollen die Menschen erfahren, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. Stattdessen erarbeiten sie gemeinsam Möglichkeiten, wie sie sich kollektiv organisieren können. Es entstehen Momente, in denen Menschen ihre eigene politische Wirksamkeit entwickeln und erfahren. Vereinfacht beschrieben läuft ein

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Organizing-Prozess oft nach dem AHA-Schema ab: Anger-Hope-Action (auf Deutsch: Wut-Hoffnung-Handeln). Das AHA-Schema wird unten bei der Übung genauer erklärt. Im Laufe der Zeit werden beim Organizing immer mehr Menschen ermächtigt, politische Prozesse zu gestalten. Damit wird Stück für Stück Verantwortung von einem kleinen Kreis von politisch Aktiven auf immer mehr Menschen verteilt. Im Idealfall kommt dadurch eine Basisorganisierung ins Rollen. Wichtig ist, immer wieder zu überprüfen, dass innerhalb des Organizing-Prozesses keine Ausschlüsse und intransparenten Hierarchien entstehen.18

Organizing stellt noch keine Garantie für einen systemischen Wandel dar. Das transformative Organizing hat genau dieses Ziel. Der Anspruch transformativen Organizings ist es, Brücken zwischen konkreten Alltagsproblemen und langfristigen gesamtgesellschaftlichen Veränderungen zu bauen (→ Baustein: Realpolitik revolutionär gestalten). Der Ausgangspunkt von emanzipatorischem Wandel ist demnach nicht (nur) Überzeugungsarbeit, sondern geteilte soziale Erfahrungen. Dafür ist es wichtig, dass Menschen durch die Organizing-Praxis in die Situation kommen, ihre individuelle prekäre Lage oder individuelle Betroffenheit mit kollektiven Erfahrungen in Verbindung zu setzen (→ Baustein: Betroffensein in Stärke verwandeln). Dadurch kann die politische Erkenntnis heranreifen, dass ihre individuellen Probleme systemische Ursachen haben. Dies geschieht zum Beispiel in kollektiven Austauschrunden, oder indem beim transformativen Organizing ein systemverändernder Horizont beibehalten wird, auch wenn es erstmal um konkrete, erreichbare Schritte geht. In einer Mieter*innengruppe könnte es dann zum Beispiel heißen: „Ja, mein Vermieter war mal wieder ätzend zu mir und da muss jetzt was passieren. Doch das größere Problem, an das wir ranmüssen, ist der profitgetriebene Wohnungsmarkt.“

Im Vergleich zu anderen Organizing-Strategien setzt transformatives Organizing daher nicht darauf, soziale Konflikte durch erstrittene Zugeständnisse zu befrieden. Denn solche Einigungen können systemstabilisierend wirken. Stattdessen strebt es danach, den Alltag von Menschen konkret zu verbessern und gleichzeitig Herrschaftssysteme grundlegend zu überwinden. Das könnte zum Beispiel bedeuten: Arbeiter*innen in einer Fabrik schließen sich zusammen, weil einige der Kolleg*innen aufgrund von Sparmaßnahmen entlassen werden sollen. Nach Protesten lenkt der Fabrikbesitzer ein und die Kündigungen werden ausgesetzt. Ein großer Erfolg! Doch bei der Produktion in der Fabrik fallen weiterhin Chemie-Abfälle an, die das Trinkwasser der lokalen Nachbar*innenschaft verschmutzen. Die Arbeiter*innen haben erfahren, dass ihre Organisierung wirksam ist. Als nächsten Schritt protestieren sie gemeinsam mit den Menschen aus der Nachbar*innenschaft der Fabrik dafür, die Produktionslogik – Profite für Wenige zu Lasten von Arbeiter*innen und Nachbar*innen – grundsätzlich umzukrempeln. Sie wollen den Fabrikbetrieb kollektivieren und umstellen – für sichere Jobs und eine gesunde Umwelt.

Organizing-Prozesse scheinen für diejenigen, die an regelmäßige linke Plena in den üblichen Gruppen, mit ihren Abläufen, ihrer Szene-Sprache und ihrem Grundkonsens gewöhnt sind, mühsam und langwierig. Organizing bedarf Übung, Ausdauer und manchmal auch Mut, weniger bekannte Pfade zu betreten. Denn politisch Aktive müssen dabei ihre Blase verlassen, Szenegewohnheiten in Frage stellen und lernen, verständlicher zu werden, nicht aufklärerisch daherzukommen und Widersprüche zu halten. Organizing schult die Fähigkeit, andere Meinungen und Uneindeutigkeiten erst einmal anzunehmen, anzuhören und nicht gleich ablehnend oder verschlossen zu reagieren. Was tun wir mit schwierigen Gesprächssituationen, beispielsweise, wenn Menschen die Schuld für ihre prekäre soziale Lage bei Geflüchteten suchen statt im neoliberalen System? Die Ella Baker School

18 Southwest Network for Environmental and Economic Justice (SNEEJ) - Working Group on Globalization and Trade (1996): Jemez Principles for Democratic Organizing.

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of ­Organising schlägt in einer Einheit zu „transformativen Gesprächen“ verschiedene Ideen vor, wie wir mit solchen Situationen umgehen können. Statt direkt das Gespräch zu beenden und über unser Gegenüber zu urteilen, lassen sich beispielsweise über offene Nachfragen die Hintergründe solcher Aussagen herausfinden – und andere Meinungen leichter stehen lassen oder ins Wanken bringen.19 Es ist oft nicht einfach, die Balance zu finden zwischen Offenheit für andere Meinungen und einer klaren Kante gegen menschenverachtende Überzeugungen. Und je nach eigenen Erfahrungen, kann es auch sehr schmerzhaft sein, solche Gespräche zu führen. Auch Gespräche abzubrechen ist daher ein legitimer Umgang mit solchen Situationen. Es gibt keine theoretischen Antwortschablonen für diese Herausforderung. Sich in einer vertrauensvollen Bezugsgruppe über den Umgang mit solchen Situationen auszutauschen, ist hilfreich. Organizing passiert nicht in der Theorie, sondern in der chaotischen Realität. Es passieren Fehler, Erfolge fühlen sich oft kleinschrittig an. Für Organizing braucht es einen langen Atem. Doch für solidarische Gegen-Hegemonie braucht es die breite Basis der Menschen, die tagtäglich mit dem herrschenden System zu kämpfen haben.

Beispiel: WISO und PAH – solidarisch alltäglichen Ungerechtigkeiten trotzen

Die Initiative Wilhelmsburg Solidarisch (WISO) im gleichnamigen Hamburger Stadtteil ist ein offener Anlaufpunkt für Menschen, die sich gegen Stress auf der Arbeit, beim Amt oder mit Vermieter*innen wehren. Die Menschen, die sich bei WISO organisieren, beraten sich bei regelmäßigen offenen Treffen gegenseitig im Umgang mit persönlichen Konflikten, teilen ihre Erfahrungen und ihr Wissen und bilden sich somit gegenseitig weiter. Sie organisieren konkrete Unterstützung. Die Initiative vertritt die Annahme, dass viele Menschen ähnliche respektlose, ungerechte oder beängstigende Erfahrungen machen – und dass es oft erst dann möglich wird, sich dagegen zu wehren, wenn sie sich zusammenschließen und solidarische (emotionale, beratende oder auch finanzielle) Unterstützung erhalten. Es ist ihnen wichtig, diese Konflikte auszutragen, damit sich etwas verändert. „Politische Organisierung ist für uns kein Hobby, das wir uns leisten, sondern eine Selbstverteidigungsmaßnahme“, schreiben Menschen, die bei WISO aktiv sind. Und weiter: „So glauben wir, eine breite soziale Basis herstellen zu können, die für eine gesellschaftliche Transformation unabdingbar ist und unter vielen Menschen linke Praxen und Ideen bekannt zu machen – nicht als Theorie oder Lifestyle, sondern als gelebte Renitenz.“20 Wichtig ist der Initiative, dass alle Menschen sich nach ihren Möglichkeiten in die gegenseitige Unterstützung einbringen. Es gibt keine formalen Hierarchien, Entscheidungen werden basisdemokratisch getroffen. Das bestehende Wissen über Abläufe, Verfahrensweisen und Strukturen wird geteilt und angepasst, sodass alle lernen, Aufgaben zu übernehmen, beispielsweise Treffen zu moderieren. Neben der konkreten individuellen Unterstützung in Alltagskonflikten organisiert WISO auch Workshops, um Wissen mit Menschen außerhalb der Initiative zu teilen, und auch direkte, öffentlichkeitswirksame Aktionen, beispielsweise gemein­same Anreisen aus dem Stadtteil zu Demos und Protestaktionen gegen Verdrängung oder Abschiebungen oder auch Info-Abende. Die Initiative baut auf dem Gedanken auf, dass viele der Alltagsprobleme, die die Menschen bei WISO miteinander teilen, gemeinsame

19 Ella Baker School of Organising: Training and Resources. Transformative Conversations.

20 Zweiter Mai (2016): Kommt ihr mit in den Alltag? In: arranca #49: Form Follows Function. Eine Frage der Organisierung.

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strukturelle Gründe haben. Diese lassen sich zwar nicht schnell im Alltag überwinden. Doch wie die Menschen von WISO in ihrer Zielsetzung auf ihrer Website schreiben: „Wandel lässt sich weder wählen noch verordnen. Er entsteht Schritt für Schritt, Tag für Tag“.

Ähnlich basisdemokratisch und hierarchiefrei organisieren sich in Spanien Menschen im breiten Netzwerk der Plataformas de Afectados por la Hipoteca (PAH). Die Bewegung gründete sich 2009 inmitten der Finanzkrise. Menschen und Familien, die von Zwangsräumung bedroht waren, weil sie ihre Hypotheken nicht zahlen konnten, schlossen sich bei einem Aktionstag in Barcelona zusammen, um sich zu wehren. Seitdem ist die PAH auf über 200 lokale Versammlungen angestiegen, in denen Menschen sich zur gegenseitigen Selbsthilfe organisieren, um das Recht auf Wohnraum für sich selbst und für alle durchzusetzen. Wichtig ist für die PAH, dass Betroffene bei den Versammlungen Menschen mit ähnlichen Situationen kennenlernen. Dadurch stellen sie fest, dass ihre Probleme nicht selbstverschuldet sind, sondern strukturelle Ursachen haben – und sie gemeinsam dagegen etwas tun müssen. Die Erfahrungen und das Wissen aus 12 Jahren kollektiver Organisierung teilen die Aktiven der PAH in ihrem Handbuch.

Übung: AHA?

Einleitung

Die folgende Gruppenübung ist ein Rollenspiel. Um herauszufinden, ob und inwiefern Organizing-Ansätze für euch und eure politische Arbeit hilfreich sind, könnt ihr damit experimentieren, ein aktivierendes Gespräch nach dem AHA-Schema zu führen. AHA (Anger-Hope-Action) dient als Kompass beim Organizing.

Ablauf

1. Vorbereitung: Das AHA-Schema (15 Minuten)
Lest zunächst gemeinsam das AHA-Schema auf der nächsten Seite durch und klärt, ob es noch Verständnisfragen gibt.

2. Rollenverteilung (15 Minuten)
Lest euch die Situationsbeschreibung und die Rollenbeschreibungen durch. Teilt euch für die Übung in Zweier-Gruppen auf. Verteilt die Rollen und lest dann erneut eure Aufgabe – als Person 1 oder Person 2 – durch und nehmt euch fünf bis zehn Minuten Zeit, um euch in eure Rollen hineinzudenken

  • Ca. 90 Minuten
  • Mindestens 2 Personen; bei mehr als 10 Personen empfiehlt es sich, die Nachbesprechung in Kleingruppen zu machen
  • Gesprächsleitfaden ausgedruckt (1x pro Zweiergruppe)
  • Stift und Zettel, um Gedanken mitzuschreiben
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Das AHA-Schema

Anger – Wut: Aktivist*innen sind es gewohnt, Menschen für ihre oftmals fertige politische Problemanalyse zu gewinnen. Anders beim Organizing: Hier sprechen Organizer*innen Menschen an und versuchen, in einem aufmerksamen und durch ehrliches Interesse geprägten Gespräch herauszufinden, wo bei Menschen der Schuh drückt. Die angesprochene Person soll ihrem Ärger Luft machen. Die Organizer*innen nehmen diesen Ärger erst einmal an. Die Problemanalyse kommt also von den betroffenen Menschen selbst.

Hope – Hoffnung: Die Menschen sind wütend. Organizer*innen versuchen nun, den Menschen mit einer klaren Botschaft und einem verständlichen Plan Hoffnung auf Veränderung zu geben oder diesen Plan mit ihnen gemeinsam zu entwickeln. Hierbei betonen die Organizer*innen, dass individuell erfahrene Probleme auch andere Menschen betreffen – und dass sich nur kollektiv etwas verändern lässt.

Action – Handeln: Im Anschluss machen Organizer*innen den betroffenen Menschen klar: Ohne dich kann sich nichts ändern! Organizer*innen überlegen gemeinsam mit den betroffenen Menschen, was sich tun lässt: „Was ist deine Idee, was du tun kannst, um deine Situation zu verändern?“ Oder sie präsentieren ihnen direkt konkrete Handlungsangebote: „Wir brauchen dich, mach mit bei der Stadtteilversammlung, komm zum Unterschriften-Sammeln am Sonntag!“ Am Ende steht im Idealfall eine konkrete Verabredung, bei der die Menschen zusagen, selbst aktiv zu werden. Hier geht es also ums „Mehr-Werden“, denn die Leute werden mit anderen gemeinsam aktiv.

Die Situation: Person 1 versucht auf der Arbeit, an der Uni, in der Nachbar*innenschaft, bei einer Demo oder in einer von euch gewählten Situation ein aktivierendes Gespräch mit Person 2 zu führen. Die Personen kennen sich bislang kaum, Person 2 hat jedoch Interesse an der politischen Arbeit von Person 1 gezeigt. Ziel des Gesprächs ist es, Person 2 für das eigene politische Arbeitsfeld zu aktivieren.

Die Rollen: Eine*r von euch übernimmt die Rolle von Person 1. Überlege dir vorab kurz, was das konkrete Ziel des Gesprächs sein soll. Behalte das AHA-Prinzip im Hinterkopf. Der folgende Leitfaden kann dir bei deinem Gespräch nützlich sein:

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1. Einleitung (kurz!)

  • Beschreib kurz: Wer bist du? Wer ist eure Gruppe? Wieso suchst du das Gespräch?
  • Nutz eine verständliche Sprache.

2. Anger – Zuhören (lang!)

  • Frag Person 2, wer sie ist, was sie bewegt, was ihre Probleme und Sorgen bezüglich des Politikfeldes sind, für das ihr als Gruppe aktiv seid. Vermeid dabei, eure Problemanalyse vorzugeben.
  • Wenn du bei Person 2 Unmut über etwas heraushörst, versuch, diesen weiter hervorzulocken.
  • Lass Person 2 selber erzählen und entscheiden, wohin das Gespräch geht. Lenke das Gespräch nur weich.
  • Hör aktiv und aufmerksam zu!

3. Hope – Informieren (kurz!)

  • Erzähl Person 2, dass auch andere Gesprächspartner*innen dir ähnliche Erfahrungen geschildert haben und dass sie mit ihren Sorgen nicht allein ist.
  • Beschreibe kurz, was eure Gruppe zum angesprochenen Problemfeld macht.

4. Action – Nachfragen (länger!)

  • Find heraus, wie Person 2 für den richtigen Weg hält, gegen das Problem aktiv zu werden.
  • Frag Person 2, was sie selbst gegen das Problem tun kann und wird.

5. Action – Zusage

  • Mach Person 2 ein konkretes Angebot zum Aktivwerden.
  • Versuch offen, aber bestimmt eine konkrete Zusage von Person 2 zu erwirken.
  • Frag Person 2 nach ihren Kontaktdaten, um weiterhin in Kontakt bleiben zu können

Eine*r von euch übernimmt die Rolle der angesprochenen Person 2. Überleg dir vorher kurz deine Rolle: Wer bist du? Wie alt bist du? Wo kommst du her? Was macht dich aus? Wo lebst und arbeitest du? Wo drückt der Schuh? Versuche, aus dieser Position heraus, auf das Gesprächsangebot einzugehen. Dazu gehört auch, dass du das Gespräch eventuell abwimmeln willst.

3. Das Gespräch (30 Minuten)
Spielt ein aktivierendes Gespräch durch! Nehmt euch für ein Gespräch maximal 15 Minuten Zeit. Es kann aber auch sein, dass das Gespräch nach zwei Minuten schon vorbei ist.
Tauscht nach dem ersten Gespräch, spätestens nach 15 Minuten, die Gruppen und Rollen durch, sodass alle einmal in beiden Rollen das Rollenspiel erleben konnten.

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4. Nachbesprechung (30 Minuten)
Kommt für die Nachbesprechung wieder in der Großgruppe zusammen. Folgende Fragen können die Nachbesprechung leiten:

  • Wie erging es euch in Rolle der Person 1? Und in Rolle der Person 2?
  • Was hat gut funktioniert? Was hat weniger gut funktioniert? Wie habt ihr euch gefühlt? Was war besonders schwierig, ungewohnt, herausfordernd?
  • Nach dieser kurzen Erfahrung, was denkt ihr: Inwiefern ist Organizing für eure politische Arbeit sinnvoll? Wo seht ihr nach dem Rollenspiel Chancen? Wo seht ihr Herausforderungen?

Quelle der Übung

Das Rollenspiel haben wir neu erarbeitet. Der Gesprächsleitfaden ist angelehnt an:

Robert Maruschke (2019): Linkes Organizing. Interview und Arbeitsmaterialien. Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Zum Weiterstöbern

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